Otto Nicolai
Stadttheater Bern, Schweiz
Inszenierung: Gerald Stollwitzer
Musikalische Leitung: Srboljub Dinic/Simon Rekers
Bühne: Romy Springsguth
Kostüme: Susanne Schwarzer
Choreografie: Pascale Chevroton
Sir John Falstaff: Günter Missenhardt
Herr Fluth: Gerardo Garciacano
Herr Reich: Martin Lorenz Weidmann
Fenton: Andries Cloete
Junker Spärlich: Jan-Martin Mächler
Doktor Cajus: Milcho Borovinov
Frau Fluth: Noemi Nadelmann/Fabienne Jost
Frau Reich: Christa Ratzenböck
Jungfer Anna Reich: Chiara Skerath
Chor des Stadttheaters Bern
Ballett des Stadttheaters Bern
Berner Symphonieorchester
Premiere am 15.1.2011
Presse:
Geschlechterkrieg im Reich der Spießer – Ein Heidenspaß:
Mit leichter Hand bringt der junge Regisseur Gerald Stollwitzer Otto Nicolais Oper auf die Bühne. (…) Gerald Stollwitzer zeigt bei seiner ersten Großproduktion eine Regiearbeit, die über weite Strecken mit schwungvoller Leichtigkeit aufwartet und in Sachen Fantasie und Detailverliebtheit mitunter an die Inszenierungen von Mariame Clèment erinnert. (…) Das Regieteam hat die Vorlage nicht nur psychologisch verfeinert, sondern auch entstaubt. (…) Gerald Stollwitzer inszeniert „Die lustigen Weiber” als munteren Geschlechterkampf im Reich der Spießer, mit Frauenzimmern die mit allen Wassern gewaschen und den Herren bei weitem überlegen sind. Sein Interesse gilt denn auch weniger dem vermeintlichen Frauenhelden Falstaff als den Reibereien des Ehepaars Fluth, wobei Stollwitzer die Brutalität des Gatten und die seelische Misere der Frau Fluth recht deutlich herausstreicht.
(Berner Zeitung, Oliver Meier)
Stilsichere Regie:
Einmal wird der eingenickte Spärlich sogar vom Dirigenten angepflaumt, er sei hier bezahlt fürs Singen. Das war nur einer von mehreren Einfällen des Regisseurs Gerald Stollwitzer, der den Grat zwischen Komik und Klamauk stilsicher beschritt und für eine witzige, unterhaltsame Revue in passenden Dekors von Romy Springsguth sorgte. (…) Der vielleicht beste Regieeinfall: Falstaff ist nicht dick (wie er selbst sagt: Wo einst meine Leber war, steht heut eine Minibar). (…) Zusammen ergibt das fast die Standardbesetzung einer englischen Sitcom.
(Der Bund, Peter König)
Zu Liebesarien ein wahres Gag-Feuerwerk abgebrannt.
(…) Junker Spärlich ist eine Schnarchtüte im wahrsten Sinne des Wortes: Dass er immer wieder mitten im Satz einpennt, ist ein gelungen umgesetzter Running-Gag dieser Inszenierung von Gerald Stollwitzer. (…) Mehr haften als das gut getimte Gag-Feuerwerk blieben die romantischen Liebesstimmungen im luftig-leichten Bühnenbild von Romy Springsguth.
(Die Südostschweiz, Reinmar Wagner)
Der grosse Siebzigerjahreleuchter wird im Schlussakt, in dem Springsguth einen surrealen Wald aus dem Boden wachsen lässt, den Mond ersetzen. Da entsteht in der ironischen Brechung eine neue Romantik. (…) Im Gegensatz zur harmlosen Vorlage, streicht Stollwitzer die seelischen Verletzungen der Gattin (Fr. Fluth) und den erwachenden Hass auf ihren brutalen Mann deutlich heraus. Am Schluss wird denn auch nicht der Verführer Falstaff verprügelt, sondern der Macho Fluth aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
(Bündner Tagblatt, Alfred Ziltener)
Die Regie von Gerald Stollwitzer versetzt das Werk ins letzte Jahrhundert und das funktioniert ohne Abstriche. Eine feine Arbeit, die ohne all die heute so nervig-repetierenden Gags auskommt, öfters Schmunzeln macht, gut unterhält … Herz was willst du mehr.
(Der neue Merker, Alex Eisinger)
Die Frauen, welche in dieser Inszenierung an „Desperate Housewives” erinnern (die passenden Kostüme hat Susanne Schwarzer entworfen) und sich auch nicht scheuen, am Ende die Posen der „3 Engel für Charlie” einzunehmen, haben mit den männlichen Schlappschwänzen leichtes Spiel – und dies kosten sie genüsslich aus. Regisseur Gerald Stollwitzer hat die Geschichte des verarmten, trinkfesten Ritters aus dem späten 14. Jahrhundert in die heutige Zeit verlegt – und das funktioniert erstaunlicherweise ganz ausgezeichnet (…). Die gelungene Aufführung in Bern zeigt, dass es an der Zeit wäre, die Werke von Komponisten wie Lortzing, Flotow oder eben Nicolai wieder vermehrt zur Diskussion zu stellen.
(www.oper-aktuell.info, Kaspar Sannemann)
Fotos: © Anette Boutellier